Leben und Beruf

Meine Kindheit verbrachte ich in Ostfriesland, vor allem in Emden. Ab Mitte der 1960er Jahre lebte meine Familie dann im Raum Lüneburg; dort endete mit dem Abitur am Gymnasium Johanneum meine Zeit als Schüler. Nach dem Studium von Geschichte und Politik sowie später auch Englisch an der Georg August Universität in Göttingen schloss ich im Studienseminar Emden und am dortigen Johannes Althusius Gymnasium meine Lehrerausbildung ab.

Lehrer in Brinkum, Bremen, Magdeburg

Während meiner vielen Jahre als niedersächsischer Lehrer in der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Brinkum, im niedersächsischen Stuhr bei Bremen, unterrichtete ich Geschichte, Englisch und Politik / Sozialkunde. Der Großteil meiner Arbeit bestand aus Unterricht in Grund- und Leistungskursen mit Abitur in der gymnasialen Oberstufe sowie eine Zeit lang auch aus Aufgaben als Koordinator in der Oberstufe, aber ich hatte auch Unterricht in den anderen Schulzweigen.

Lebensmittelpunkt und Wohnort meiner Familie in dieser Zeit war Bremen. Eine interessante und in vielen Aspekten auch prägende Unterbrechung erlebte ich zu Beginn der 1990er Jahre, als ich nach der Deutschen Einheit ein Schuljahr lang im Rahmen der Neuausrichtung der Bildungspolitik für das Kultusministerium im damaligen niedersächsischen Partnerland Sachsen-Anhalt  tätig war. Ich lebte im Magdeburger Stadtteil Olvenstedt und arbeitete im dortigen Immermann Gymnasium.

Acht Jahre im Nachbarland Polen

Von 1997 an wechselte ich für acht Jahre nach Polen, nach Poznan (Posen), der Hauptstadt der Woiwodschaft Wielkopolska (Großpolen).  Wielkopolska war eine internationale Partnerregion von Niedersachsen, und diese Partnerschaft gab mir die Gelegenheit zu einem neuen interessanten und aufregenden Schritt in meiner beruflichen Laufbahn. Im Rahmen der Ausbildung von Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern unterrichtete ich in Poznan als Dozent im Kolegium Jezykow Obcych UAM, dem Fremdsprachenkolleg der Adam Mickiewicz Universität. Meine lehrende Tätigkeit fand vor allem im Bereich Deutsche Geschichte und Landeskunde statt; darüber hinaus war ich auch als muttersprachlicher Prüfer und Gutachter bei Examen eingebunden.

Einen anderen Schwerpunkt meiner Arbeit in Poznan bildeten die Möglichkeiten, die die damals noch neuen Informations- und Kommunikationstechniken für den Unterricht in Fremdsprachen boten. So entwickelte ich in Zusammenhang mit Fortbildungskursen das Spiel Deutsch Pokal im Internet für schulische und studentische Lernerinnen und Lerner der deutschen Sprache, das sich von einem motivierenden Spaß innerhalb der Fortbildungsgruppe zu einem internationalen Sprachwettkampf mit Gruppen aus bis zu acht Ländern mauserte. Nach zehn Jahren Laufzeit war dieses Spiel dann von der technischen und pädagogischen Entwicklung überholt; ich habe es daher zuerst nicht mehr aktualisiert und schließlich ganz eingestellt.

Neuland betrat ich in Poznan auch durch die Teilnahme an internationalen Projekten von Universitäten und Zentren für Fremdsprachen-Ausbildung. Der Austausch von theoretischen Ansätzen und praktischen Erfahrungen mit Dozentinnen und Dozenten, Lehrerinnen und Lehrern aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Portugal und Schottland verbesserte zunächst meine Arbeit in Poznan und gab mir auch für meine Zukunft viele neue Ideen und Impulse.  

Sechs Jahre im Weserbergland

Nach den aufregenden Jahren Arbeiten und Leben in Polen kehrte ich im Sommer 2005 wieder nach Deutschland zurück und war dann bis 2011 Lehrer in der KGS Salzhemmendorf, einer kleinen Gemeinde im Süden Niedersachsens zwischen Hildesheim und Hameln. In der Schule am Kanstein unterrichtete ich meistens im Gymnasialzweig mit Klassen und Kursen vor allem in Geschichte und Politik sowie nun wieder als Fremdsprache Englisch.

Besonders in Erinnerung bleibt mir aus dieser Zeit ebenfalls die Arbeit in zwei internationalen Projekten, die mich und weitere Kollegen zusammen mit Schülerinnen und Schülern nach Griechenland, nach England und Polen sowie in die Türkei führten. Privat wohnte und lebte ich in den sechs Jahren in der auch historisch bedeutsamen Stadt Hildesheim und fuhr jeden Werktag an der Marienburg vorbei nach Salzhemmendorf und zurück.

Wieder in Emden

Im Sommer 2011 bin ich nach Emden zurückgekehrt. Von einer KGS habe ich den beruflichen Wechsel an eine IGS (Integrierte Gesamtschule) gewagt und habe damit ein letztes Mal eine neue berufliche Herausforderung angenommen. Seit Beginn des zweiten Jahres der Schule war ich dabei und erlebte noch einmal alle Höhen und Tiefen einer Schulneugründung mit. In jedem August bekam unsere Schule neue Mädchen und Jungen, in jedem August wuchs das Kollegium.

Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Emden im Gebäude des ehemaligen Gymnasiums am Treckfahrtstief

Die inhaltliche Aufbauarbeit wurde in der Anfangszeit sehr erschwert durch das Unterrichten an zwei Standorten mit mehreren Kilometern Abstand, aber seit 2015 arbeiteten endlich alle Schülerinnen und Schüler sowie alle Lehrkräfte in einem gemeinsamen Gebäude. Zu guter Letzt bekam die Schule auch noch die erwünschte Gymnasiale Oberstufe, und im Frühjahr 2019 schlossen die ersten Abiturientinnen und Abiturienten ihre Schullaufbahn an der IGS Emden ab.

Neben der Tätigkeit als Fachlehrer Englisch und Gesellschaftslehre war ich wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen mit Zusatzaufgaben wie Aufbau von Fächern oder Leitung eines Jahrgangs beschäftigt, bis ich im Juli 2019 pensioniert wurde. Mein Pflichtunterricht als niedersächsischer Lehrer ist beendet, aber es gibt gelegentlich noch Vertretungsverträge für einzelne Kursen. Engen Kontakt zur IGS habe ich auch durch die Mitarbeit im Vorstand des Fördervereins.

Zum Wohnen bin ich in Emden dorthin zurückgekehrt, wo ich schon als Kind meine Großmutter und meinen Großvater besuchte: Ich habe zusammen mit meiner Frau das Haus auf Tholenswehr am Kanal zum Kleinen Meer renoviert und bezogen, das zuletzt von meinen Eltern bewohnt wurde. Nachdem der Vater meiner Urgroßmutter im Jahre 1889 ein Haus auf diesem Grundstück gekauft hatte, ist dieses seit 1901 direkt in der Familie Haase weitervererbt und durch Renovierungen baulich verändert worden. Inzwischen werde ich selbst von zwei Enkelinnen besucht, die genau wie ich vor 60 Jahren im Kanal ihre Schwimmtechnik verbessern. Wird eine von ihnen eines Tages das nächste Kapitel im Grundbuch schreiben ?

Blick aus dem Arbeitszimmer auf den Kanal zum Kleinen Meer

Fotos Berthold Haase